Nova

 

Nova (Türmli)     w/dBr./2015/Westfale

 

 
Nova hat in seinem noch recht jungen Leben wohl schon so einiges erlebt. Vor allem viele Stall und Besitzerwechsel. Gezüchtet wurde er für den Sport. Sein Einstieg schien grandios, sein Springvermögen sensationell und vom Wesen her ein ganz tolles, liebenswertes Pferd. All die guten Eigenschaften wurden ihm zum Verhängniss, so dass er bei einem weniger geübten Reiter landete und unter ihm 2 Sehnenschäden erlitt.
Zum Glück konnte er mit seinem Charm zwei Personen um den Finger wickeln, die ihn im Sommer 2024 kauften, obwohl es eigentlich da schon klar war, dass er nicht das passende Pferd für sie war. Die eine Person war vor ca. 27 Jahren bei uns im alten Stall Etzliberg als Reitbeteiligung von Largo. Das letzte Vierteljahrhundert hatten wir jedoch kein Kontakt mehr. Doch als sie mit einer ehrlichen Anzeige für Nova einen Lebensplatz suchte kreuzte sich unser Weg wieder.
Ok, jemand der die Anzeige von Nova sah, hatte da auch noch etwas die Finger im Spiel ;-) Zur "Strafe" ist sie heute Nova's Gotti :-)
Novas Besitzerin kam zu uns in den Etzliberg den Stall und die anderen Pferde anschauen. Sie erzählte von ihm, auch dass er durch unglückliche Umstände (manchmal läuft das Leben nicht ganz nach Plan) ziemlich abgemagert und unterbemuskelt sei. Ich sagte zu ihr, dass aber ich kein Pferd mit 2 Sehnenschäden für Geld kaufen würde. Das würde meiner Vorstellung von Tierschutz widersprechen. Ihr war das allerwichtigste, dass sie für Nova einen guten Lebensplatz findet. Und sie war der Meinung, dass der Etzliberg das Richtige für Nova sei.
Also mussten Nova und ich uns auch noch kennenlernen. Ein grosser, langbeiniger, schlanker Kerl mit Augen die Bände sprachen. Reiten wollte ich ihn in dem Zustand nicht. Aber er hat auch mich um den Finger gewickelt.
So hat seine Vorbesitzerin ihn mir wenige Tage später gebracht.
Er wirkte etwas matt, ohne viel Selbstbewusstsein und so als würde er es einfach akzeptieren, dass er mal wieder weggegeben wird. Er stieg brav aus dem Hänger aus, erkündete mit mir zusammen den Auslauf. Alles ganz gelassen und vorsichtig. Dann beschnupperte er seine neuen Mitbewohner Lou und Unique. DAS fand er spannend. Die anderen Beiden natürlich auch. Wir zeigtem ihm wo das Wasser und Heu zu finden war und überliessen ihn dann etwas sich selber. Bzw. er wich nicht mehr von Unique und Lou. Sehr schnell zeigten alle 3 Pferde, dass sie den Zaun zwischen ihnen ziemlich doof fanden. Also liess ich Nova als erstes Kontakt zum Herdenchef knüpfen. Lou und er quitschten sich an, beschnupperten sich von Kopf bis Fuss und dann standen sie nur noch Seite an Seite. Der Arme Unique fand das gar nicht lustig. Noch musste er etwas Geduld haben. Nach 2 Stunden liess ich dann Nova mit Unique zusammen. Da wiederholte sich die Situation. Und auch Lou fand das gar nicht lustig. Also liess ich die 3 Herren zusammen. Total friedlich und etwas verspielt standen sie nur noch alle zusammen. Bei Nova hatte man das Gefühl sein Selbstbewusstsein und seine Lebensgeister kämen im Stundentackt zurück.
Seine ex. Besitzerin kam am nächsten Tag kurz auf ein Besüchlein vorbei und meinte: Martina, was hast Du mit dem Pferd gemacht. Der strotzt vor Leben und vor Selbstbewusstsein.
Ich habe nichts gemacht, ausser ihm reichlich Futter gereicht.
Lou und Unique sind seine Seelsorger und Trainer. Er braucht jetzt erst mal viel Zeit mit seinen neuen Freunden und den beiden Ponies Pfüdi und Pepino. Pepino hat wie bei jedem Neuankömmling erst mal eine grosse Klappe. Doch Nova beeindruckt das nicht so sehr.
Und schon kam der nächste Besuch. Der Tierheilpraktiker konnte Nova noch dazwischen schieben. Es war offensichtlich dass es in Novas Genick und im hinteren Rücken klemmte. Da wurde er behandelt. Und offensichtlich erfolgreich! Denn kaum liessen wir ihn wieder zu seinen neuen Kummpels tobte sich der Herr mal so RICHTIG aus. Keine verhaltenen "Schnappi-Spielchen" mehr mit Unique. Sondern richtiges Herumtoben. Da hat sich wohl tüchtig was gelöst. HURRA!
Nova ist inzwischen bald 10 Wochen  bei uns im Etzliberg. Er hat schön zugenommen und vom vielen Spielen auch etwas Muskeln aufgebaut. Als er bei uns ankam, sah man seinen Vorderbeinen optisch gut an, dass die Sehnen verletzt waren. Auch wenn es schon eine ganze Weile her war. Doch nach 2 Wochen hatte er optisch klare Beine und seither kann man nur noch durch sorgfälltiges Abtasten fühlen, dass an einer Stelle die Sehne ganz leicht verdickt ist. Nun beginnen wir mit kleinen Übungen die Novas zukünftige Aufgabe als Freizeitpferd erleichtern sollen.Er lernt die Körpersprache zu verstehen. Dabei zeigt er sich als Musterschüler! Auch Hufe bearbeiten macht er super brav mit. An den Hinterhufen ist er bereits Barhuf, weil es mit Eisen arg gefährlich sein kann in der Herde. Seine Hinterhufe haben sich schon prima an das barhuf laufen gewöhnt und sehen super aus. Nun werden wir auch die Vorderhufe in Angriff nehmen. Ob er ganz Barhufpferd wird, zeigt uns die Zeit. Wir nehmen es wie es kommt und was ihm gut tut. Aber von den klassischen Hufeisen kommt er bestimmt weg. Wenn er einen Hufschutz braucht, dann gibt es Duplo (Kundstoffeisen) die weniger rutschig sind und auch weniger Erschütterungen für die Gelenke verursachen.
Gesattelt wurde er auch schon 2,3 mal. Er hat eine neuen Sattel bekommen, der auf ihn angepasst wurde und auch laufend angepasst werden kann. Denn ich gehe davon aus, dass er sich körperlich in den nächsten Monaten stark verändern wird. Sein Gotti hat dann bemerkt, dass er sich total anspannt, wenn er das Gefühl hat man wolle auf ihn aufsteigen. Das soll und darf nicht sein. Also machen wir jetzt Hausaufgaben und üben wie mit einem Pferd was noch nie geritten wurde, das Einparkieren an die Aufstiegshilfe und das Aufsteigen. Auch da zeigt er sich sehr kooperativ, auch wenn ihm das alles nicht so ganz geheuer ist.
Wir haben Zeit, viel Zeit und die nehmen wir uns auch. Erst wenn er einigermassen entspannt da steht, wird er einen Menschen auf seinem Rücken tragen.
Wir sind gespannt darauf, wie Novas Geschichte weiter geht und freuen uns auf die Aufgabe...